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Info
Einsatz Einsatzübung Albatros
Datum 31.10.2002 (Donnerstag)
Uhrzeit 18:12
Wo Allschwil

Beschreibung
SZENARIO

Ein von München nach Basel fliegendes Linienflugzeug meldet technische Schwierigkeiten rund 10 Minuten vor der Landung. In einem
Gewerbegebiet der Region Basel explodieren Teile eines Gebäudes und es bricht ein Grossbrand aus. Bürger aus der Agglomeration Basel
alarmieren Polizei und Feuerwehren; sie haben ein Flugzeug abstürzen sehen. Besorgte Angehörige von Flugpassagieren bestürmen
Informationsstellen aller Art, weil um die Zeit des gesehenen Absturzes ihr Ehepartner, ihr Sohn, ihre Tochter in Basel landen sollten.

Viele weitere solche Puzzleteile fügen sich nach und nach zusammen zum Haupt-, resp. Katastrophenereignis "Flugzeugabsturz" in der
Region Basel. Die Entwicklung dieser Einzelereignisse führt nach kurzer Zeit zum örtlichen Unfallchaos und einer ausgedehnten
Schadensituation mit verschiedenen Schadenplätzen. Weitere Details wie Zeitpunkt des Absturzes und die genauen Örtlichkeiten sind aus
verständlichen Gründen nur der Übungsleitung bekannt und werden nicht kommuniziert.

Das Studium über die Möglichkeit der einzelnen Ereignisse musste genauso erfolgen wie das Überprüfen eines möglichen Zusammen-
fallens von Einzelereignissen. Eine Kette von möglichen Abläufen, wie wir sie in dieser Übung darstellen, konnten wir uns von verschiedenen
Seiten bestätigen lassen.

Das vorliegende Szenario ist möglich. Es ist aber in keiner Art und Weise wahrscheinlich. Es ist genauso möglich, dass ein vollbesetzter
Linienbus der BVB über den Rand des Dorenbachviaduktes stürzt und unten auf einen Tramzug der Linie 10 trifft, und dies zur Feier-
abendstunde.

THEMATIK

Mit dem Szenario Flugzeugabsturz über einer Agglomeration, das nicht nur die Wohnbevölkerung, sondern auch Gewerbebetriebe,
Industrien und damit gefährliche Güter umfasst, werden vielfältige Themen dargestellt. Es sind dies in erster Linie die
Rettung und Bergung der direkt betroffenen Opfer, aber auch die Rettung von bedrohten oder gefährdeten Menschen, das Verhindern
von Folgeschäden, der Schutz von bedrohten Gebäuden und Gütern und Aufräumarbeiten einzuleiten, usw. - kurz: den Bevölkerungsschutz
zu tätigen. Dieser Themenkreis erlaubt es, sämtliche im Bevölkerungsschutz zusammengefassten Organisationen, Institutionen und
Führungsgremien in einem gemeinsamen, koordinierten Einsatz trainieren zu lassen.

METHODE

Die Szenariotechnik, wie sie in der Übung ALBATROS angewendet wird, bedeutet, dass einzig und allein virtuelle Ereignisse dargestellt,
geschildert und eingegeben werden. Wie im Ernstfall werden die übenden Teilnehmer in dieser Übung keine Übungsleitung erleben.
Das heisst, es ist eine Übung in freier Führung. Die Entscheide der übenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestimmen die Entwicklung
weiterer Ereignisse, die auf diese Entscheide – natürlich in der Vorstellung der Szenaristen folgen könnten.
Es gibt keine Schiedsrichter, wie sie vielerorts bekannt sind. Es gibt niemanden, der den übenden Rettungsdiensten, den übenden Stäben
sagt, "so könnt ihr das nicht machen, ich ordne an, dass ...". Die einzige Möglichkeit würde darin bestehen, die Übung zu unterbrechen, eine
Zwischenbesprechung einzuschieben und dann aufs neue zu starten. Die Übung ALBATROS ist natürlich viel zu umfangreich und zu komplex
in ihrer Anlage, um so etwas vorzusehen.
Es wird also - wie im Ernstfall - erst nach Abschluss der Arbeiten zu analysieren sein, welche Erkenntnisse aus den vielfältigen Tätigkeiten
einer doch ansehnlichen Zahl von Übenden gewonnen werden können.
Alle Ansprechpartner im vorgegebenen Szenario, die von den Übenden kontaktiert werden, müssen kompetent und in genügender Anzahl
markiert sein. Die Erfahrung zeigt, dass gerade die Leute dieser markierten Stellen von solchen Trainingsübungen meist mehr profitieren,
als die Übenden selbst, weil sie ihren Part mit der Übersicht über die ganze Übung und im Sinne der Zielsetzung miterleben und immer
über alle Ereignisse Bescheid wissen.
Die Szenariotechnik in solch komplexen und umfangreichen Einsatzübungen anzuwenden, birgt Risiken in sich. Die Übung kann aus dem
Ruder laufen, sie kann sich an den Zielen vorbei entwickeln, die Übenden können Massnahmen anordnen, welche die vorbereiteten
Rahmenbedingungen sprengen usw. Es braucht darum einen umfangreichen Beobachterstab. Die Beobachter beobachten, was die
Übenden tun. Zwei Aufgaben sollen sie erfüllen. Einerseits Beobachterblätter ausfüllen, welche nach den Einzelheiten auf dem Weg zum
Erreichen der Übungsziele fragen, und anderseits sofort eingreifen, wenn die Sicherheit oder abgesprochene No Go´s gefährdet sind.
Die Übenden werden mit dieser Methode auch nicht seitens der Beobachter beurteilt. Die Übungsbesprechung und der Übungsbericht
werden kein erfüllt oder nicht erfüllt enthalten. Die Beobachterblätter werden, nach Einsichtnahme und zum Zusammentragen von
Erkenntnissen seitens der Übungsleitung, den Übenden zur Selbstbeurteilung übergeben.

ÜBENDE

In der Übung sind schwergewichtsmässig folgende Stäbe, Rettungsdienste, Institutionen und Organisationen als Übende beteiligt:

· Kantonaler Krisenstab BL
· Katastrophenorganisation Basel-Stadt
· Gemeindeführungsstab Allschwil
· Polizei BS und BL
· Berufsfeuerwehr BS
· Feuerwehr Allschwil und Dreispitz
· Chemiewehr Johnson Controls IFM AG
· Sanitätsrettungsdienste BL
· Berufssanität BS
· Zivilschutzorganisationen BS und Allschwil
· SWISS Emergency Committee
· Teile Flughafenleitung EuroAirport
· Ermittlungsdienste BS und BL

AUSWIRKUNGEN DER UEBUNG AUF DIE BEVÖLKERUNG

Es werden während dieser Übung, vor allem zu Beginn nach der Alarmierung, zahlreiche Rettungsfahrzeuge im Verkehr auftauchen.
Dies führt zu Behinderungen des öffentlichen und privaten Verkehrs. Es können zeitweise Staus auftreten. Es werden, wie dies bei einem
solchen grossen Unfallereignis nicht anders zu erwarten ist, Lärm von Rettungshubschraubern zu hören sein, nasse Strassen und Trottoirs
den normalen Heimweg blockieren, weil bei einem Grossbrand andere Häuser zu schützen sind, es werden Trams kurzfristig warten müssen,
oder Busse umgeleitet. Es werden auch Rauchsäulen und Feuer zu sehen sein.

Die Übungsleitung ist für grösstmögliche Vermeidung von Behinderungen besorgt. Sie dankt der Bevölkerung für das Verständnis, dass die
Rettungsdienste und Krisenorganisationen hin und wieder mehr als nur Sandkasten und Simulatorübungen bewältigen müssen. Die möglichen
Fehler, die Friktionen, welche in dieser Übung ALBATROS entstehen, können ohne Menschenopfer analysiert werden und werden dann im
Ernstfall nicht mehr auftreten.

Auskünfte:

Barbara Umiker, Chefin Dienst Information KKS BL, Tel. 061 925 61 65
Felix Drechsler, Dienstchef Information Kat. Stab BS, Tel. 061 267 86 36
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